Die Geheimnisse um den 40mm-Ball

Was ändert sich beim 40mm-Ball?

Jetzt ist es Fakt! Wir müssen mit dem 40mm-Ball (gut) spielen. Um die Veränderungen zu verstehen ist ein kleiner Ausflug in die Physik nötig – denn die Hebelgesetze spielen hier die entscheidende Rolle.

Der Ball ist größer geworden – ca. 2mm im Durchmesser. Damit ist auch der Abstand des Ballmittelpunktes zur Ball-Außenwand größer. Je größer dieser Abstand ist, um so größer ist auch das sogenannte Trägheitsmoment. Dieses Trägheitsmoment zeigt an, wie schwer es ist, einen Körper (Ball) in Drehung zu versetzten. Ist das Trägheitsmoment hoch, ist folglich der Ball schwerer in Drehung zu versetzen als bei einem kleineren Trägheitsmoment. Dieser Zusammenhang ist bei einem Eiskunstläufer zu beobachten – nimmt er bei einer Pirouette die Arme dicht an den Körper, so dreht er sich schneller als wenn er die Arme von sich streckt. Das bedeutet für unseren 40mm-Ball, er ist schwerer in Drehung zu versetzen, durch die gleiche Schlagbewegung erzeuge ich weniger Spin als vorher. Das wiederum bedeutet, dass sich auch das Verarbeiten des ankommenden Spins ändert, z.B. beim Blocken eines gegnerischen Topspins. Hierbei neigt man dazu, den Spin des Balles zu überschätzen und deswegen den Ball ins Netz zu blocken.

Soviel zur Rotation. Aber auch im Tempoverhalten des Balles ändert sich etwas. Da der Ball eine größere Oberfläche hat, allerdings nicht proportional schwerer geworden ist, erhöht sich der Luftwiderstand. Dadurch wird die „Fluggeschwindigkeit“ des Balles reduziert. Das Spiel wird etwas langsamer. Um dieses proportional geringere Gewicht zu erreichen, wurde die Wanddicke des Balles reduziert. Hätte man die Wanddicke des Balles im Vergleich zum 38mm-Ball unverändert gelassen, so wäre der Ball schwerer geworden und das Spieltempo nicht reduziert worden.

Hierzu einige Zahlen:

Alter Ball

Neuer Ball

Durchmesser: 38 mm Durchmesser: 40 mm
Oberfläche des Balles: 45,34 cm² Oberfläche des Balles: 50,24 cm²
Gewicht: 2,5 g Gewicht: 2,7 g
Gewicht pro Fläche: 0,055 g/cm Gewicht pro Fläche: 0,053 g/cm

Da das Gewicht pro Fläche beim neuen Ball geringer ist, muss der Ball dünnwändiger geworden sein.

Was muss ich ändern, um die Veränderungen zu kompensieren?

Technische Veränderungen:

Die eigenen Bewegungen müssen aktiver ausgeführt werden, um den Ball in Fahrt zu bringen und in Rotation zu versetzen. Kurze Bewegungen reichen nicht mehr aus, um gefährlich zu spielen. Der „Körper“ muss dynamisch eingesetzt werden, die Bereiche Körperdrehungen und Gewichtsverlagerungen erhalten eine höhere Bedeutung. Lange, dynamische Bewegungen sind das Maß aller Dinge. Nicht zuletzt dadurch ist auch die herausragende Einzel-Bilanz von Petr Korbel, der mit langen kraftvollen Bewegungen agiert, in der Tischtennis-Bundesliga zu erklären.

Ein effektiver Handgelenkeinsatz bei den Schlägen verleiht den Schlägen noch den letzten Kick.

Veränderungen im Materialbereich:

In der Regel werden etwas härtere und damit schnellere Hölzer zum Einsatz kommen, da von diesen Hölzern eine höhere Grunddynamik ausgeht. Wer ein Allroundholz bislang gespielt hat, sollte über einen Wechsel zum Power-Allround-Bereich nachdenken.

Die Schwämme der Beläge wird dicker ausfallen. Die Hersteller haben darauf bereits reagiert und werden Beläge mit bis zu 2,6mm Schwamm auf den Markt bringen. Diese Beläge haben einen weichen Schwamm, der offenporig ist. Damit sind diese Beläge auch geeignet zum Frischkleben, da die offenporige Schwammstruktur den Frischkleber gut aufnehmen kann. Allerdings muss man hier vorsichtig sein – ein 2,6mm frischgeklebter Belag muss erst einmal kontrolliert werden können im Spiel!

Um die zulässige Gesamtdicke der Beläge nicht zu überschreiten, wurde das Noppengummi dünner ausgelegt. Bei allen Schlägen ohne große „Aufprallwirkung“ wie z.B. kurz-kurz, Flip oder Schupf hat der dickere Schwamm wenig Einfluss, da die Aufprallwirkung des Balles nicht ausreicht, um in den tiefen Schwamm einzudringen. Hier ist mit keinem allzu hohen Kontrollverlust zu rechnen. Bei allen aktiven, dynamischen Bewegungen allerdings kommt der dickere Schwamm zur Entfaltung.

Spieltechnische / konditionelle Veränderungen:

Da der Ball langsamer fliegt und weniger Rotation enthält, wird das Spiel entschärft – der Ballwechsel dauert länger. Der sportliche Aspekt des Tischtennisspiels gerät wieder mehr in den Mittelpunkt. Die Ansprüche an die Ausdauerleistungsfähigkeit wird durch die längeren Ballwechsel größer. Die Schlaghärte kann durch ein Schnelligkeitstraining (Schattentraining / Balleimertraining) für die Arme erhöht werden.